Erfolgsstory


Es war einmal ....

im Sommer 1998, wo ich zufälligerweise im Eurosport eine einstündige Berichterstattung des legendären Ironman von Hawaii verfolgte. Tief beeindruckt von dieser "unglaublichen" Leistung, 3,8km Schwimmen, 180km Velo und zum Abschluss noch einen Marathon über 42,2km - und das wohlgemerkt alles an einem Stück! - absolvieren zu können, um am Schluss total überglücklich und stolz die Ziellinie zu überqueren, faszinierte mich doch sehr.
Zu diesem Zeitpunkt war ich aktiver "Fernsehsportler". Meine körperliche Fitness beschränkte sich auf die morgentlichen 50m Sprints zur Bushaltestelle. Nur ungern denke ich an all diese Schulsportanlässe zurück, bei denen ich konstant unter den letzten drei meines Jahrgangs anzutreffen war. Da ich eigentlich ziemlich unsportlich bin, konnte ich mir eine solch "übermenschliche" Leistung, einen Ironman zu finishen, schlichtweg nicht vorstellen. Nichts desto trotz war ich aber seit der ersten Durchführung des Ironman Switzerland immer auf der Bike Strecke am Heartbreak Hill anzutreffen. Dort konnte man das Geschehen hautnah mitverfolgen, diese "Verrückten" lautstark anfeuern und sich vom Triathlonfieber infiszieren lassen ....
Der Auslöser, einen Ironman bestreiten zu wollen, war aber meine damals 4 jährige Tochter Vanessa, die natürlich auch jedes Jahr am Heartbreak Hill mit dabei war, als sie mich fragte: "Papi, wann kann ich Dir GO GO GO zurufen?" Ja, das war wirklich eine gute, sogar eine verdammt gute Frage, auf die ich in diesem Moment keine Antwort wusste. Aber das sollte sich noch ändern ....
Auf jeden Fall beschäftigte mich diese Frage noch ca. zwei Wochen, bis ich mich zum Entschluss durchgerungen hatte, an der nächsten Durchführung des Ironman Switzerland teilnehmen zu wollen.


Erste Schritte

Alle meine Freunde und Bekannten reagierten ziemlich identisch und belächelten mein Vorhaben, als ich ihnen erklärte, dass ich an einem Ironman teilnehmen wolle. Als sie dann bei Gelegenheit noch erfuhren, dass ich keinen Alkohol mehr trinke und sie es nicht fertig brachten mich umzustimmen meinten sie, dass ich jetzt womöglich restlos übergeschnappt sei .... - Und vermutlich genau diese beiden Eigenschaften sind der Schlüssel zum Erfolg - Konsequenz und Beharrlichkeit. An sich selbst und sein Vorhaben glauben und zielgerichtet weiter zu verfolgen, auch wenn's mal ein bisschen Gegenwind oder Ähnliches gibt.


Zweite Schritte

Nun galt es, sich Gedanken über eine angemessene Vorbereitung zu machen. Zu diesem Zeitpunkt ging ich noch davon aus, dass ich so was "verrücktes" nur einmal machen werde. Ich wollte auf keinen Fall mit einem schlechten Gewissen am Start stehen, sondern mit der Gewissheit, dass ich mich für meine Verhältnisse und mit der mir zur Verfügung stehenden Zeit seriös vorbereitet habe. Haufenweise stellten sich mir Fragen

Diese und ca. ein dutzend weitere Fragen beschäftigten mich zu dieser Zeit, auf die ich noch keine Antwort wusste. Zum Glück gab es das Internet, mit dem ich einen Grossteil meiner Fragen beantworten konnte. Meine umfangreiche Linksammlung (s. unter Verbände & Clubs, News & Magazines und Shopping) sollte Dir dabei behilflich sein. Zusätzlich stand mir mit meinem Freund René, bereits ein erfolgreicher Ironman Finisher, eine weitere Starthilfe zur Seite. Auch er wollte sich bezüglich Wettkampfvorbereitung noch steigern und auf seine Empfehlung hin besuchten wir gemeinsam das Ironman Trainingsseminar von Ole Petersen. Weitere Informationen zu diesem Thema findest Du unter Training.


Erste Rennen

Mit den Trainingsvorbereitungen alleine ist noch kein Ironman vom Himmel gefallen .... - Jetzt galt es, Wettkampferfahrung zu sammeln. Wie gerufen kam die Ausschreibung der erstmals lancierten Tri-Mini Serie, welche auf der Homepage des Schweizerischen Triathlon Verbandes zu finden war.
Nach den winterlichen Langdistanztrainings stellte sich die Frage für mich nicht mehr, ob ich die Distanz von 500m Schwimmen, 10km Bike und 2km Rennen schaffe. Trotzdem war ich vorallem beim ersten Rennen in dieser Kategorie (Mini Duathlon in Aadorf) hypernervös, da dies meine erste Wettkampferfahrung sein sollte. Es begann schon vielversprechend .... - Ich musste mit Entsetzen feststellen, dass ich meine Bidonflasche zu Hause vergessen hatte. Dank einem netten Helfer wurde mir dann aber die Finisher-Flasche schon vor dem Start ausgehändigt und ich musste zum Glück auf der Bike-Strecke nicht verdursten. Nach dem Start war ich geschockt vom enormen Tempo, welches auf der ersten Rennrunde angeschlagen wurde. Als 29ter (von unter dreissig Gestarteten ....) kam ich in die Wechselzone und konnte dann mit meinem alten, schweren Rennrad doch noch einige hochkarätige Rennmaschinen überholen. Wieder zurück in der Wechselzone war ich begeistert von der lautstarken Unterstützung die ich bekam, als ich mich auf die letzte Rennrunde begeben wollte; - bis mir klar wurde, dass die Zuschauer mir krampfhaft mitzuteilen versuchten, den Velohelm auf der letzten Rennrunde doch lieber auszuziehen ....

Dies waren so die ersten (und peinlichsten) Erfahrungen, die mir am ersten Wettkampf widerfahren sind und ich war froh, diese bereits gemacht zu haben, so dass ich sie an späteren Rennen und speziell an meinem grossen Wettkampf nicht zu wiederholen brauchte.

Um sicher zu stellen, dass ich bei den nächsten Triathlon Wettkämpfen jeweils mit der kompletten Ausrüstung "ausgestattet" war, hab ich eine Checkliste entworfen, welche Dich an Deinen Wettkämpfen vor denselben Missgeschicken bewahren soll.


Der grosse Tag / Ironman Switzerland 1999

Samstag: Letzte Vorbereitungen

Am Samstag musste ich mein Bike in der Wechselzone "einchecken". Spätestens jetzt wurde mir bewusst, dass es kein zurück mehr gab und ich mir klar wurde, dass nun der Moment gekommen war, auf den ich 9 Monate lang hin trainiert hatte. Auf der einen Seite konnte ich es kaum erwarten, bis es nun endlich losgehen sollte und auf der anderen musste ich schon zugeben, dass ich extrem nervös und angespannt war vor der Ungewissheit, was mich an einem solch intensiven Tag alles erwarten werde.

Ich hatte genau vor einer Woche mein letztes Training absolviert, so dass ich ausgeruht und erholt an den Start gehen konnte. 2-3 Tage vor dem Rennen begann ich mich mit Wasser "voll zu schütten" und trank täglich so um die 4 Liter. Meine Ausrüstung checkte ich sicher zwischen 3-4 mal anhand meiner Checkliste durch und war mir vor lauter Nervosität immer noch nicht ganz sicher, dass ich nun wirklich alles Notwendige dabei hatte ....
Ab 22:00 versuchte ich zu schlafen, doch mit wenig Erfolg. In meinem Kopf spielte sich der Ablauf des morgigen Rennsonntags zum x-ten Mal ab. Um 01:30 hatte ich noch immer kein Auge zugetan ....

Sonntag 04:00 - Get up!

Nach 2 1/2 Std. Schlaf war es an der Zeit, meine "Henkersmalzeit" (Bébé-Nahrung; s. unter Training) zu mir zu nehmen. Zum Glück wohne ich nicht all zu weit von Zürich entfernt und so konnte ich mich nochmals für eine halbe Std. auf's Ohr hauen.
Anschliessend chauffierte mich meine Frau nach Zürich in Startgelände. Meine Pulsuhr hatte ich bereits montiert. Als ich meine Utensilien in der Wechselzone deponierte, war mein Puls aus lauter Nervosität schon beinahe auf Wettkampfhöhe. Die Stimmung vor dem Start war sehr speziell. Die hell beleuchtete Wechselzone, umgeben vom hohen Gitterzaun zum Schutz der mehreren Mio. Fr. teuren Tri-Bikes, das rege Treiben der Athleten bei Ihren Startvorbereitungen und die Freunde, Bekannten und Familien der Athleten am Gitterzaun ....
Auch ich erledigte meine letzten Vorbereitungen. Pumpte mein Bike, füllte die Bidons mit Wasser und legte meine Utensilien für die Bike Strecke bereit. Anschliessend zog ich meinen Neo an und begab mich mit René ins Strandbad Mythenquai zum Start.

Sonntag 07:00 - Start!

Mit einem lauten Knall einer 1. August-Rakete eröffnete der Race-Director den Ironman Switzerland 99 und erlöste die ca. 800 Teilnehmer aus ihrer angespannten Nerovistät. Ich hielt mich im hinteren Teil des Teilnehmerfeldes auf und begab mich mit der ganzen "Horde" Richtung Wasser. Vor mir waren gut 500 Athleten bereits im Wasser und schwammen los. Es bot sich ein absolut einmaliges und unvergessliches Bild. Den Power von über 1000 crawlenden Armen, das spritzende Wasser funkelte in der tief scheinenenden Sonne und ich mitten drin. Ich war von diesem Anblick dermassen überwältigt, dass ich einige Sekunden wie gelähmt am Wasser stand bis mir bewusst wurde, dass ich ja eigentlich aus starten sollten ....
Nach einigen kleineren Remplereien unmittelbar nach dem Start fand ich meine Pace, kontrollierte meinen Puls und konzentrierte mich darauf, die Bojen möglichst direkt und geradlinig anzuschwimmen. Das Feld zog sich bereits beträchtlich in die Länge. Ich war aber wenigstens so "schnell" unterwegs, dass ich die erste Schwimmrunde ohne Überrundung durch die Spitze schaffte. Tausende von Zuschauern säumten das Ufer, Brücke und beidseitig der Passage bei der Inselüberquerung. Nach 44 Min. überquerte ich die Saffainsel, teilte meiner wartenden Frau mit, dass alles i.O. ist und machte mich auf die zweite Schwimmrunde. Nach ca. 3/4 der gesamten Schwimmdistanz musste ich ein wenig leiden und mich konzentiert zum ununterbrochenen weiterschwimmen im Crawl-Styl bewegen. Genau zu diesem Zeitpunkt kassierte ich eine satte "Kopfnuss" eines auf gleicher Höhe schwimmenden Mitstreiters die mich ein wenig aus dem Konzept warf. Ein paar Züge weiter erkannte ich den Übeltäter an seiner Startnummer. Der Zufall wollte es, dass René und ich uns wieder trafen, nachdem wir uns bereits vor dem Start aus den Augen verloren hatten. Durch diesen Zwischenfall liess ich mich jedoch nicht länger beeindrucken und gab auf dem letzten Schwimmstück nochmals Gas und entstieg dem Wasser in 1 Std. und 33 Min. Völlig erfreut und positiv überrascht über diese Zeit zog ich mich in der Wechselzone und machte mich für den Bike Abschnitt bereit. Kurz vor dem Verlassen der Wechselzone traf dann auch René ein und wir gratulierten uns gegenseitig zu unseren Leistung.

Sonntag 08:40 - Start Bike

Top motiviert über meinen 20 minütigen Vorsprung auf meine persönliche Marschtabelle startete ich zu den 3 Bike Runden. In den Steigungen wurde ich von etlichen anderen Teilnehmern überholt, welche sich meiner Meinung nach sehr stark bzw. sogar zu stark verausgabten. Ich liess mich durch diese Athleten nicht iritieren und blieb meinen Grundsätzen treu indem ich mich auf meinen Puls verliess. Wie sich später herausstellen sollte, lag ich mit diesen Grundsätzen richtig, als ich einige von diesen Athleten später erschöpft am Strassenrand liegend oder in der Wechselzone nach ihrer Aufgabe wieder sah.
Im Aufstieg zum Hearthbreak Hill (18% Steigung) schloss René erstmals zu mir auf. Während der gesamten Bike Strecke wechselte die "Führung" zwischen uns noch etliche Male. Am Hearthbreak Hill herrschte eine grandiose Stimmung. Ein Speaker, Musik und Hunderte von Zuschauern, welche mich Tritt für Tritt den Hang hinauf schrien. Ebenso war meine Frau inkl. meinen beiden Kindern (Vanessa und Sandro) anwesend. Nach diesem steilen Anstieg gings dann noch weiter über Schönenberg bis nach Hütten, wo der höchste Punkt der Bikestrecke erreicht wurde. Von da an gings dann mit voller Fahrt runter, zurück an den Zürichsee und am Ufer entlang Richtung Zürich ins Start-/Zielgelände. Für die erste Runde benötigte ich exakt 2:20, dies entsprach auf die Minute meiner persönlichen Marschtabelle. Auf der zweiten Bikerunde wurde ich dann von der Race Spitze überrundet. Die Spitzenfahrer befanden sich bereits auf ihrer dritten und letzten Runde. Dies war schon ein tolles Erlebnis, "hautnah" mit dabei zu sein und sich von derer enormen Pace beeindrucken zu lassen. Der Hearthbreak-Hill wurde dank noch grösserer Unterstützung durch die lautstarken Zuschauer auch ein zweites Mal bezwungen. Diesmal kostete es aber doch einigen Mehraufwand, die 18% Rampe zu meistern. Alle 20 Min. verpflegte ich mich mit meinen Squeezy Gels, nahm aufgrund der ziemlich heissen Temperaturen ausreichend Flüssigkeit (Wasser) zu mir und fühlte mich bis jetzt eigentlich ganz gut. Die zweite Bikerunde beendete ich in 2:25 uns war nur 5 Min. langsamer, als ich mir dies vorgenommen hatte. Dank dem 20 Min. Vorsprung vom Schwimmen war ich immer noch 15 Min. vor meiner errechneten Durchgangszeit.
Ich wusste, dass ich jetzt an einem Schlüsselpunkt angelangt war und sich die dritte Bike Runde als entscheidente Phase in diesem Rennen herausstellen wird. Mit entsprechender Motivation und eisernem Willen begab ich mich dann auf die letzten 60 km. Schon in der ersten Steigung merkte ich, dass dies nicht mehr so einfach zu meistern war, wie auf den ersten beiden Runden. Bis zu diesem Zeitpunkt überholten René und ich uns etliche Male und spornten uns jeweils gegenseitig an. Das erklimmen des Hearthbreak-Hills fühlte sich nicht mehr an, als wenn man eine Rampe hoch fährt, sondern eher als handle es sich stattdessen um eine senkrechte Wand. Total erschöpft und mit schweren / leeren Beinen stürzte ich beinahe im Stillstand etwa nach 3/4 der Steigung und musste die restlichen Meter zu Fuss absolvieren. Zum Glück konnte ich ohne Defekt weiter fahren und kämpfte mich noch die letzten Steigungen nach Hütten hoch. Beim Wendepunkt angelangt war ich richtig euphorisch und die "Kleinigkeit" zurück nach Zürich war nur noch Zugabe. René hatte mir in der Zwischenzeit einige Minuten abgenommen und ich sputete mich, wieder zu ihm aufzuschliessen. Bevor wir wieder zurück am See waren, überholte ich ihn und gab au dem letzten Veloabschnitt entlang dem See noch mal richtig Gas.
Nach 2:40 beendete ich schliesslich die letzte Bike Runde und traf sehr glücklich um 16:05 in der Wechselzone ein. Gesamthaft hatte ich jetzt 5 Min. Rückstand auf meine persönliche Marschtabelle, was mich überhaupt nicht störte, denn ich freute mich dermassen an der Erreichung der Zeitlimite (16:30 für Swim and Bike) die ich im Vorfeld für mich als kritischsten Punkt ausgemacht hatte.

Sonntag 16:10 - Start Run

Ich zog meine Running Schuhe an - OH SCHRECK!!!! Durch die Wärme schwollen meine Füsse dermassen an, dass diese zu klein waren!

Was blieb mir also anderes übrig, als eine solche "Lapalie" zu ignorieren und den Marathon mit zu kleinen Schuhen in Angriff zu nehmen ....
Ich begann locker die ersten Meter zu joggen. Zum Glück hatte ich den Übergang vom Bike zum Rennen schon einige Male geübt. Aber meine Beine fühlten sich nach einer solchen Anstrengung trotzdem sehr seltsam an und ich benötigte 2-3km um mich an diese neuen Bewegungsabläufe zu gewöhnen und meinen Rhythmus zu finden. Nach dem ersten Wendepunkt begegnete ich René zum letzten Mal. Auch er sah nicht mehr so frisch aus und war wie ich von den Strapazen gezeichnet. Aber das war ja nicht tragisch, denn wir hatten ja nur noch ca. 36km zu Fuss zu absolvieren ....

Ich fand meinen Rhythmus und beendete die erste von drei Laufrunden eigentlich ohne grössere Probleme. Als ich dann auf der zweiten Runde René's Frau traf, erkundigte ich mich nach ihm. "Er habe Rückenschmerzen und musste sich zwischendurch massieren lassen". Auch ich hatte zu "beissen" und war von der Belastung her an einem Punkt angelangt, den ich vorher noch nie erlebt habe. (Das ist der Moment, wo man mit sich selber anfängt Selbstgespräche zu führen und sich so zum weitermachen motiviert.) Eine gewisse "Unsicherheit" oder auch Respekt hatte ich schon, da ich nicht wusste, wie man in solchen Extremsituationen reagiert, wenn man sich z. Bsp. zu viel zumuten würde (Schwarz vor den Augen, Zusammenbruch, Ohnmächtig, etc.)
Ich begann zwischendurch kürzere Abschnitte zu gehen. Mein Körper war zu diesem Zeitpunkt bereit zu stoppen und aufzugeben. Doch mein Kopf war damit überhaupt nicht einverstanden und so galt es den inneren Schweinehund zu überwinden und mit dem Kopf den Körper weiter voran zu treiben. Speziell die ersten Schritte beim Übergang vom Gehen zum Rennen schmerzten in den Oberschenkelmuskeln dermassen, dass ich mich zusammenreissen musste, jeweils nicht zu schreien.
Beim Wendepunkt wurde durch die Helfer jeweils ein farbiger Klebepunkt an die Startnummer geklebt, um ergänzend zur Zeitmessung noch eine optische Rundenkontrolle zu haben. Als ich vom Helfer den besagten Farbpunkt an meine Startnummer geklebt kriegte, musste ich ab mir selber lachen. Dieser drückte den Farbpunkt an meine Startnummer und ich viel infolge meiner "leeren" / "schlappen" Beine beinahe um und konnte dies durch 2-3 Ausfallschritte gerade noch verhindern ....
Doch auch die zweite Run Runde finishte ich und dachte: "Jetzt bin ich schon so weit gekommen, diese letzen paar Kilometer packe ich auch noch"

Also gings auf die letzte Runde. Den noch im Rennen befindlichen Teilnehmern schien es auch nicht viel besser zu gehen. Alle gaben ihr letzes. Die gehenden Abschnitte wurden länger und kamen immer häufiger. Doch je weiter ich mich voran trieb, um so mehr fing ich es an zu geniessen. Ich fühlte mich immer sicherer und konnte mich sogar noch steigern. Auch zu vorgerückter Stunde waren unzählige Helfer um das Wohl sämtlicher Teilnehmer besorgt und versorgten alle bis zum Schluss mit allen möglichen Annehmlichkeiten. Es ging das letzte Mal auf die andere Seeseite zum Wendepunkt. Dort bekam ich meinen letzte Farbmarkierung (ohne umgeschubst zu werden ....) und sah über das Seebecken zum Zielgelände. Genau in diesem Moment wurde mir richtig bewusst, dass ich es geschafft habe. Ich genoss den Rückweg um das Seebecken herum, die unzähligen 1. Augustraketen am Himmel und bedankte mich bei allen Zuschauern, die mich auch noch zu dieser späten Stunde lautstark anfeuerten. Ca. 1km vor dem Ziel kam mir der Race-Director auf dem Fahrrad entgegen, hielt an und fragte mich, ob ich mich auf der letzten Runde befinde. Als ich dies bejate, gab er mir einen starken Händedruck und sagte: "Gratuliere! - YOU'RE AN IRONMAN!"

Von da an verspürte ich keine Schmerzen mehr (ausser die Hand vom kräftigen Händedruck) und rannte Richtung Zielgelände. Als ich den Speaker hörte, dieser meinen Namen rief und ich mich auf der Zielgeraden befand konnte ich es selber kaum glauben. Ich wusste nicht, wieviel mal ich mir exakt diesen Moment im Training visuell vorgestellt hatte und nun war es Wirklichkeit. Ein sehr bewegender Moment, den man mit Worten kaum beschreiben kann. Mit einem Sprung überquerte ich die Ziellinie, war total erschöpft und am Ende meiner Kräfte, aber genau so glücklich, etwas erreicht zu haben, dass ich vor einem Jahr noch für absolut unmöglich gehalten habe.

In der Finisher Area gab's endlich was anderes als flüssige Kohlenhydrate und ich genoss die diversen Köstlichkeiten. Ich liess diesen langen und anstrengenden Tag Revue passieren und kam zum Schluss, dass dies das absolut Verrückteste in meinem Leben war, das ich je gemacht habe und ich so was nie mehr machen werde.
Dieser Entschluss, nie mehr einen Ironman bestreiten zu wollen, hielt aber nur ein paar wenige Tage. Denn kurz danach stiess ich per Zufall im Internet auf die Ausschreibung des im Mai 2000 erstmals durchgeführten Ironman California und da wir sowieso mit dem Gedanken spielten unsere nächsten Ferien in den USA zu verbringen, war dies die Teilnahme an diesem Ironman doch eine sehr interessant Ferienbereicherung.

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